Neue Ausstellung im Schloss Moritzburg begibt sich auf "Dünnes Eis"

Dana -
Ausstellungsmotiv © Schlösserkand Sachsen
Ausstellungsmotiv © Schlösserkand Sachsen

Ein Kajak auf der Schlossterrasse, eine Eisscholle im Schloss und eine tragische Geschichte - Die neue Sonderausstellung über die Schaustellerreise zweier Inuit aus Labrador öffnet am 21. Juni.

Vom 21. Juni bis 2. November 2025 trifft man in den Sonderausstellungsräumen von Schloss Moritzburg auf ein kontroverses und vielschichtiges Thema. Die Barockausstellung mit den Prachtgemächern und Jagdtrophäen Augusts des Starken wird bewusst unterbrochen. Knallige Wegweiser, ein Kajak auf der Schlossterrasse und ein großes Exponat im zentralen Steinsaal lenken die Aufmerksamkeit der Gäste auf die neue Ausstellung „Dünnes Eis – Inuit zur Schau gestellt“.

Hintergrund der abenteuerlichen Reise: Von Labrador um die Welt

Vor genau 200 Jahren betraten die jungen Inuit George und Mary aus Labrador erstmals sächsischen Boden. 1825 unterhielten sie den königlichen Hof in Moritzburg mit Jagd- und Rudervorführungen, Bogenschießen, Fischfang und der spektakulären Kenterrolle auf dem Schlossteich. Der amerikanische Schiffskapitän Samuel Hadlock hatte sie angeworben, ihn auf seiner Schaustellerreise zu begleiten und neugierigen Zuschauern ihre indigene Lebensweise zu zeigen. Die beiden 20-Jährigen sagten zu. So begann eine insgesamt sechsjährige Odyssee durch die USA, auf den Britischen Inseln und auf dem europäischen Kontinent. Die Darbietungen der „Esquimaux-Indianer“ wurden über die Jahre von Hunderttausenden Schaulustigen bestaunt. Im Gepäck waren auch viele Ausstellungsstücke, die heute als ethnografische Kostbarkeiten gelten. Das große Interesse an anderen Kulturen in dieser frühen Phase der Globalisierung, hatte sich der skrupellose Hadlock zu Nutzen gemacht. Die Ausbeutung der Inuit war für ihn ein gewinnbringendes Geschäftsmodell. Im Verlauf der Reise verloren erst Marys kleiner Sohn, dann sie selbst und schließlich auch George ihr Leben.

Dünnes Eis und eine sichtbare Verbindung

Die Aufarbeitung der tragischen Geschichte von George und Mary, steht im Fokus der Ausstellung. „Unser Ziel ist es, zu erzählen, was vor 200 Jahren in Moritzburg passierte. Der Verlauf und die Hintergründe der Schaustellerreise werden thematisiert. Die Reise und ihre späteren Auswirkungen z.B. auf Menschenschauen werden in die Zeitgeschichte eingebettet.“, verrät Museologin Margitta Hensel. Ausstellungsstücke wie u.a. traditionelle Kleidung oder Jagdutensilien von damals, kehren an den einstigen Schauplatz in Moritzburg zurück. Sichtbar wird auch die Verbindung zur Herrnhuter Brüdergemeinde. Missionare aus Herrnhut unterrichteten die Inuit in Labrador, versuchten, sie spirituell und zivilisatorisch zu beeinflussen. Welche Einflüsse hatten diese kolonialen Praktiken und die christliche Missionierung? Auch diese Geschichte wird erzählt und durch Herrnhuter Sterne in der Ausstellung hervorgehoben und beleuchtet. Die Brücke ins Heute schlägt der Blick auf bekannte Klischees und auf die aktuellen Lebensumstände der Inuit in Labrador.

Ein Kajak auf der Schlossterrasse: Spendenprojekt für Inuit

Ab Ausstellungsstart steht am Haupteingang von Schloss Moritzburg ein Kajak. Es ist mehr als nur ein Hinweis auf die neue Sonderausstellung. Zentral für die Lebensweise der Inuit, steht das Kajak als Symbol dafür, unterwegs und naturverbunden zu sein. Durch eine Partnerschaft mit Globetrotter wurde das Kajak angeschafft und von dem Dresdner Kulissenbauer Gerd Hänsel gestaltet. Im Innern des Kajaks ist eine Spendenbox eingebaut. Die Erlöse werden nach Ende der ersten Ausstellungssaison dem kanadischen Projekt „Inotsiavik“ gespendet. Das von jungen Menschen geführte Projekt setzt sich für den Erhalt der Sprache und Kultur der Inuit in Labrador ein. Im nahegelegenen Bad Sonnenland betreibt Globetrotter in der Sommersaison eine Bootsverleihstation und unterstreicht damit die lokale Verankerung der Kooperation.

Ein Stück Labrador in Moritzburg – Eine besondere Kooperation macht´s möglich

Wie schafft man es, die eisige Landschaft Labradors in den Köpfen der Gäste entstehen zu lassen? Dafür braucht es Eis, das nicht schmelzen darf. Mit diesem besonderen Auftrag traten die Ausstellungsmacher an die Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK) heran. Im Fach Theaterplastik schufen sechs Studentinnen in wochenlanger Arbeit eine Eisscholle, ein Kajak, einen Schlittenhund und eine Schneegans. Aus der fast fünf Meter langen Eisscholle ragt ein drei Meter langes Kajak hervor. Die Exponate bestehen aus wiederverwertetem Styropor, einer geleimten Zellulosefaserschicht und einer stützenden Unterkonstruktion aus Holz. „Die Studienrichtung Theaterplastik ist einzigartig an europäischen Kunsthochschulen. Solche Praxisprojekte wie für die Inuit-Ausstellung ergänzen den Lehrplan ganz wunderbar. Die Studierenden lernen dadurch, mit einem konkreten Exponat termingerecht fertig zu werden.“, fasst HfBK-Professor Ulrich Eißner zusammen. In der Mitte des Steinsaals steht so ein Stück Labrador.

Öffnungszeiten und Preise

Die Sonderausstellung „Dünnes Eis - Inuit zur Schau gestellt“ ist im Schlosseintritt enthalten.

21. Juni bis 2. November 2025: Montag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr | Letzter Einlass 16:45 Uhr

Eintritt: 12 € | Ermäßigt 10 € | Kinder 6- 16 Jahre 4,50 €

Sonderführungen durch die Ausstellung auf Anfrage möglich:
moritzburg@schloesserland-sachsen.de

www.schloesserland-sachsen.de
www.schloss-moritzburg.de 

Quelle: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH (SBG)