Bundesland Sachsen mit den höchsten Dispozinsen aller neuen Bundesländer

Dana -
Bild von Louis auf Pixabay
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In den letzten 30 Jahren hat sich die Sparkassenlandschaft in Deutschland drastisch verändert. Die Zahl der Institute hat sich von einst 769 auf nur noch 350 nahezu halbiert. Während sich die Struktur stark ausgedünnt hat, bleibt eine Konstante bestehen: hohe Dispozinsen. Der bundesweite Durchschnitt liegt aktuell bei beachtlichen 11,97 Prozent – eine Belastung für viele Verbraucher, die ihr Konto überziehen müssen.

Ein Blick auf die Bundesländer zeigt große Unterschiede: Die günstigsten durchschnittlichen Dispozinsen gibt es in Sachsen-Anhalt mit 10,92 Prozent bei eingeräumten Dispokrediten, dicht gefolgt von Bremen mit 10,93 Prozent bei geduldeten Überziehungen. Deutlich günstiger zeigt sich allerdings ein Einzelfall: Die Kreissparkasse Gotha bietet mit 5,19 Prozent den bundesweit niedrigsten Dispozinssatz – weniger als die Hälfte des Durchschnitts.

Kreissparkasse Heinsberg gilt mit 15,12% Zinsen als vergleichsweise teuer

Am anderen Ende der Skala steht die Kreissparkasse Heinsberg mit einem Zinssatz von 15,12 Prozent – fast das Dreifache des günstigsten Angebots. Besonders deutlich werden die regionalen Unterschiede in Thüringen: Zwischen dem niedrigsten Zinssatz (ebenfalls 5,19 Prozent) und dem höchsten (14,54 Prozent) liegen mehr als 180 Prozent Differenz. Auch in Bayern zeigt sich mit Spannen von 7,16 bis 14,41 Prozent ein deutliches Gefälle von über 100 Prozent.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Kunden der Sparkassen in Sachsen müssen im Vergleich aller neuen Bundesländer für den Dispokredit auf dem Girokonto am tiefsten in die Tasche greifen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Portals Konto.org, der zufolge die durchschnittlichen Sollzinsen bei 12,52 Prozent pro Jahr liegen. Im Vergleich dazu die anderen neuen Bundesländer: 11,60 Prozent pro Jahr (Berlin/Brandenburg), 11,70 Prozent pro Jahr (Mecklenburg-Vorpommern), 10,92 Prozent pro Jahr (Sachsen-Anhalt) und 11,17 Prozent pro Jahr (Thüringen). Im Durchschnitt aller Sparkassen Deutschlands liegt der Zinssatz für die Nutzung des Dispokredits bei 11,97 Prozent pro Jahr.

Diese Entwicklung wirft Fragen zur Fairness und Transparenz auf. Trotz ähnlicher Leistungen variieren die Konditionen erheblich – abhängig vom Wohnort und der jeweiligen Sparkasse. In Zeiten steigender Lebenshaltungskosten wird damit die Wahl der „richtigen“ Bank für viele zur finanziellen Notwendigkeit.

Was sind Dispozinsen?

Dispozinsen, auch Dispositions- oder Überziehungszinsen genannt, sind Gebühren, die anfallen, wenn ein Kontoinhaber sein Girokonto ins Minus rutschen lässt. Dabei wird zwischen zwei Formen unterschieden: dem eingeräumten Dispositionskredit, den die Bank dem Kunden offiziell gewährt hat, und der geduldeten Überziehung, bei der das Konto über den vereinbarten Rahmen hinaus belastet wird. In beiden Fällen stellt die Bank dem Kunden einen kurzfristigen Kredit zur Verfügung – allerdings zu deutlich höheren Zinssätzen als bei klassischen Ratenkrediten. Die Dispozinsen werden jährlich berechnet, fallen jedoch tagesgenau an, sobald das Konto ins Minus geht. Das bedeutet: Schon wenige Tage im Dispo können merkliche Kosten verursachen, besonders bei hohen Zinssätzen.

Da viele Verbraucher ihre Girokonten regelmäßig überziehen – sei es für unerwartete Ausgaben, zum Monatsende oder für alltägliche Anschaffungen – spielen Dispozinsen im Alltag eine größere Rolle, als vielen bewusst ist. Umso wichtiger ist es, die Konditionen der  eigenen Bank genau zu kennen und gegebenenfalls über Alternativen wie günstigere Kredite oder ein Konto mit niedrigerem Zinssatz nachzudenken.

Dispozins eingeräumt und Dispozins geduldet – Was ist der Unterschied?

Wenn man sein Girokonto überzieht, unterscheidet die Bank zwischen zwei Arten von Überziehungen – der eingeräumten und der geduldeten. Bei einer eingeräumten Überziehung, auch Dispokredit genannt, handelt es sich um einen vorher vereinbarten Kreditrahmen, den die Bank dem Kunden zur Verfügung stellt – oft in Höhe eines durchschnittlichen Monatsgehalts. Solange man innerhalb dieses Rahmens bleibt, fallen sogenannte eingeräumte Dispozinsen an. Diese Zinsen sind in der Regel günstiger als andere kurzfristige Kreditformen und gelten als klassische Lösung für vorübergehende finanzielle Engpässe.

Anders verhält es sich bei der geduldeten Überziehung: Hier wird der vereinbarte Disporahmen überschritten – zum Beispiel, wenn Abbuchungen das Konto tiefer ins Minus ziehen, als mit der Bank abgesprochen wurde. Die Bank kann diese Überschreitung vorübergehend akzeptieren, ist dazu aber nicht verpflichtet. In diesem Fall spricht man von geduldeten Dispozinsen oder auch Überziehungszinsen. Diese liegen meist deutlich über den regulären Dispozinsen und können sich schnell zu einer kostspieligen Angelegenheit entwickeln. Wie weit ein Konto überzogen werden darf, hängt von der jeweiligen Bank ab – ebenso wie die Höhe der dafür berechneten Zinsen. Wer regelmäßig ins Minus rutscht, sollte daher genau wissen, in welchem Bereich er sich befindet – und welche Kosten das nach sich zieht. Sollte man dies nicht beachten, kann es hohe Kosten mit sich ziehen.