
Wochenmärkte, Hofläden und regionale Genussfeste sind aus dem Alltag vieler sächsischer Orte nicht wegzudenken. Hier trifft man sich, kauft frische Produkte ein und tauscht Neuigkeiten aus.
Für viele kleinere Betriebe ist die direkte Kundennähe ein entscheidender Erfolgsfaktor. Doch mit der zunehmenden Digitalisierung verändert sich das Konsumverhalten auch im ländlichen Raum. Lokale Unternehmen, die langfristig bestehen wollen, müssen heute auch im Netz sichtbar sein.
Für viele Direktvermarkter stellt sich deshalb die Frage, wie sie ihre traditionelle Stärke – die Nähe zur Region – mit digitalen Werkzeugen sinnvoll und effektiv verknüpfen können.
Regionalität trifft auf Digitalisierung
Das Interesse an regional erzeugten Lebensmitteln und Produkten wächst bereits seit Jahren. Laut einer Erhebung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft legen rund 73 Prozent der Verbraucher:innen viel Wert auf Herkunft und Frische.
Diejenigen, die nach einem kleinen Hofladen oder einem anderen lokalen Unternehmen suchen, stoßen im Internet jedoch häufig auf veraltete oder gar keine Informationen. Öffnungszeiten fehlen, saisonale Angebote sind nicht abrufbar, die Kontaktaufnahmen erschwert sich. Potentielle Käufer:innen wenden sich dann nicht selten größeren Anbietern zu, die besser im Internet auffindbar sind.
Dabei muss es nicht gleich ein umfassender Online-Shop sein. In der Regel reichen schon einfache Maßnahmen, um die eigene Reichweite zu erhöhen. Diese umfassen etwa aktuelle Einträge in Branchenportalen, gepflegte Social-Media-Profile oder digitale Wegweiser direkt am Verkaufsstand.
Einige Anbieter nutzen mittlerweile auch niedrigschwellige Tools, mit denen sie schnell und unkompliziert einen QR Code erzeugen können, um die Kunden beispielsweise mit nur einem Klick zu ihrer Produktübersicht oder einem Veranstaltungshinweis zu führen. Solche Lösungen senken die Einstiegshürde in eine erfolgreiche digitale Präsenz deutlich.
Welche Formate funktionieren in der Praxis?
Die digitale Sichtbarkeit beginnt bei den grundlegenden Informationen, wie Adresse, Öffnungszeiten und Angebotsübersicht. Diese lassen sich auf Plattformen wie Google Maps, kommunalen Webseiten oder regionalen Branchenverzeichnissen im Handumdrehen hinterlegen.
Noch mehr Orientierung bieten kleine, aber gut durchdachte digitale Erweiterungen, etwa in Form eines Newsletters mit saisonalen Angeboten, eines wöchentlichen Posts mit aktuellen Bildern vom Hof oder einer einfachen Website mit den wichtigsten Informationen.
QR-Codes eröffnen allerdings noch zusätzliche Möglichkeiten. Sie lassen sich beispielsweise auf Verpackungen, Werbetafeln oder Flyern platzieren und führen interessierte Käufer direkt zu Rezeptideen, Hintergrundinfos oder Vorbestellformularen. Auf diese Weise wird nicht nur Papier gespart, sondern auch die wichtige Verbindung zwischen Produkt und Hintergrundgeschichte geschaffen. Wird zum Beispiel eine alte Apfelsorte angebaut, kann ihre Herkunftsgeschichte oder Lagerhinweise digital zugänglich gemacht werden – und das unkompliziert und kostengünstig.
Kundschaft erwartet digitale Erreichbarkeit
Gerade die jüngeren Zielgruppen, die zunehmend bewusst konsumieren, sind es gewohnt, sich vorab online zu informieren. Sie möchten wissen, wann geöffnet ist, was angeboten wird und ob auch bargeldlos bezahlt werden kann. Lokale Unternehmen, die diese Informationen nicht bereitstellen, verlieren Sichtbarkeit – nicht, weil ihr Angebot schlecht wäre, sondern weil es schlicht nicht auffindbar ist.
Auch Touristen, die während der Saison durch die Region reisen, orientieren sich heute vorrangig digital. Die Suche nach „Hofladen in der Nähe“ gehört längst zu der typischen Reiseplanung. Anbieter, die dabei nicht erscheinen, werden schlichtweg nicht berücksichtigt – selbst wenn der Betrieb nur wenige Minuten entfernt liegt.
Sichtbarkeit bedeutet deshalb mehr als nur Werbung. Sie stellt heute eine grundlegende Voraussetzung für die Teilhabe am Markt dar.
Kooperationen und Netzwerke stärken die Sichtbarkeit
Einzelne Anbieter stoßen allerdings meist schnell an ihre Grenzen: Zeit, Fachkenntnis und finanzielle Mittel zeigen sich für viele von ihnen begrenzt. Umso größer ist die Bedeutung von Kooperationen.
In Sachsen existieren bereits organisierte Netzwerke wie das „Netzwerk Ernährungsgewerbe Sachsen“, das von der IHK Dresden initiiert wurde. Dort tauschen sich Unternehmen aller Größenordnungen unter anderem über Marketingstrategien, Qualitätssicherung und regionale Vermarktung aus – auch im digitalen Bereich (ernaehrungsgewerbe-sachsen.de).
Ebenso hat das Landwirtschaftsministerium Sachsen gemeinsam mit Wirtschaftsförderung und Landesamt Web‑Seminare angeboten, in denen Direktvermarkter und Plattformbetreiber vorgestellt und praktische Bündelungsmodelle für die digitale Vermarktung diskutiert wurden (landwirtschaft.sachsen.de).
Solche Zusammenschlüsse sind Beispiele dafür, dass es äußerst sinnvoll ist, gemeinsame Plattformen zu entwickeln, dort Erfahrungen auszutauschen und voneinander zu lernen. Wer bereits digitale Werkzeuge nutzt, kann sein Wissen direkt an andere übertragen – und auf diese Weise den Einstieg in die Digitalisierung erleichtern.
Digitalisierung ohne Verlust der persönlichen Note
Viele Direktvermarkter fürchten, dass eine stärkere Online-Präsenz die persönliche Beziehung zu ihrer Kundschaft verwässert. Doch genau das Gegenteil ist der Fall – sofern die digitalen Maßnahmen ergänzend eingesetzt werden.
Ein kurzes Video vom Erntetag oder ein Post zum neuen Wurstrezept vermitteln Nähe und Authentizität. Es geht also nicht darum, den Wochenmarkt durch einen Webshop zu ersetzen, sondern darum, die Verbindung zwischen Betrieb und Käufer zu stärken.
Auch die Weitergabe von Wissen spielt eine große Rolle: Aufklärung über die Anbauweise, Hinweise zur Lagerung oder Rezepttipps – all das lässt sich ideal digital vermitteln. Dadurch entstehen neue Anknüpfungspunkte, ohne dass der direkte Kontakt an Wert verliert.
Die Kombination aus persönlicher Ansprache vor Ort und digitaler Transparenz wirkt vertrauensbildend – und genau darauf legen immer mehr Verbraucher heute großen Wert.
Förderprogramme und Unterstützung nutzen
Für viele Betriebe ist der Einstieg in die Digitalisierung nach wie vor mit großen Unsicherheiten verbunden. Welche Kosten fallen an? Was ist wirklich nötig? Wer kann helfen?
Neben privaten Anbietern gibt es eine Vielzahl an Informations- und Beratungsstellen, die sich auf die Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unternehmen im ländlichen Raum spezialisiert haben. Dazu zählen etwa regionale Wirtschaftsförderungen, Handwerkskammern oder Landwirtschaftsberater mit digitalem Schwerpunkt.
Auch auf Bundes- und Landesebene stehen immer wieder verschiedene Programme bereit, die unter bestimmten Voraussetzungen finanzielle und strategische Unterstützung bieten, beispielsweise für Webseiten, digitale Vermarktungsansätze oder Schulungen.
Digital auffindbar, vor Ort verkaufen
Die größte Herausforderung besteht für Direktvermarkter also darin, ihr Angebot auch digital auffindbar zu machen – ohne dafür gleich einen eigenen Webshop betreiben zu müssen.
In der Praxis bewährt sich in der Regel die Kombination aus einfachen Mitteln, wie sorgfältig gepflegte Branchenbucheinträge, aktuelle Informationen auf der Gemeindeseite oder ein Social-Media-Profil mit saisonalen Hinweisen. Auch QR-Codes kommen heute bereits bei immer mehr Direktvermarktern zum Einsatz. Sie lassen sich auf Verpackungen, Flyern oder Hinweisschildern platzieren und führen beispielsweise zu Angebotsübersichten, Rezeptideen oder kurzen Betriebsvorstellungen. Für viele Betriebe stellt dies eine willkommene, niedrigschwellige Möglichkeit, ohne hohen Aufwand einen digitalen Kontaktpunkt zu schaffen.
Ob auf dem Wochenmarkt oder im Hofladen: Diejenigen, die zusätzlich online Präsenz zeigen, machen es ihren potenziellen Kund:innen leichter, Informationen schnell zu finden. Sichtbarkeit entsteht dadurch nicht nur im direkten Gespräch, sondern auch durch gute digitale Orientierung – und genau diese ist heute häufig kaufentscheidend.
Wer heute als Direktvermarkter erfolgreich sein will, braucht damit mehr als nur ein gutes Produkt. Entscheidend ist, dass die potentiellen Kund:innen überhaupt wissen, dass es dieses Produkt gibt – und wie sie es bekommen können.